(Worms) Einem unter Führungsaufsicht stehenden Sexualstraftäter können umfangreiche und strenge Weisungen für das eigene Verhalten erteilt werden, wenn das zur Verhinderung von weiteren, gleichgelagerten Straftaten geboten ist und die Weisungen bestimmt genug abgefasst werden.

Dies, so der Wormser Fachanwalt für Strafrecht Jürgen Möthrath, Präsident des VdSRV-Verband deutscher StrafrechtsAnwälte und Strafverteidiger e. V. mit Sitz in Worms, unter Hinweis auf eine entsprechende Mitteilung des Gerichts vom 4.06.2014 hat der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm in einer Strafvollstreckungssache mit Beschluss vom 08.05.2014 entschieden – (Az. 1 Ws 176/14).

Der 37 Jahre alte Verurteilte aus Hamm hat eine gegen ihn wegen versuchter sexueller Nötigung verhängte Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 9 Monaten vollständig verbüßt. Seit seiner Haftentlassung Anfang des Jahres 2014 steht er unter Führungsaufsicht, die für die Dauer von 5 Jahren angeordnet worden ist. Er gilt als rückfallgefährdet, weil gegen ihn zum zweiten Mal eine Freiheitsstrafe wegen eines Sexualdelikts verhängt wurde und eine hinreichende Aufarbeitung der Straftaten nicht stattgefunden hat. Um die Gefahr der Begehung weiterer gleichgelagerter Straftaten zu verringern, hat die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Dortmund dem Verurteilen umfangreiche Weisungen erteilt, u.a. in Bezug auf sein eigenes Verhalten.

Die Beschwerde des Verurteilten gegen die erteilten Weisungen ist weitgehend erfolglos geblieben. Nach dem Beschluss des 1. Strafsenats des Oberlandesgerichts Hamm entsprachen die Weisungen den gesetzlichen Vorschriften oder konnten dementsprechend abgefasst werden. Aufgrund der hohen Rückfallgefahr für höchste Rechtsgüter seien sie geboten und in der vom Senat beschlossenen Fassung für den Verurteilten hinreichend bestimmt, so dass er Erlaubtes von Unerlaubten unterscheiden könne. Aufgehoben werden müsse lediglich eine inhaltlich zu unbestimmt gefasste Therapieweisung, die das Landgericht in hinreichend bestimmter Form aber erneut erlassen könne.

Zum Schutz der Bevölkerung sei dem Verurteilten, so der Senat, im vorliegenden Fall zu untersagen,

• alkoholische Getränke zu sich zu nehmen,
• Waffen oder Waffenattrappen zu besitzen und zu führen,
• außerhalb seiner Wohnung Messer, Multitools, Stöcke, Stangen, Knüppel, Baseballschläger oder Metallwerkzeuge zu führen,
• Materialen zu besitzen, mit denen er sich maskieren oder die eigene Identität unkenntlich machen könne, wie z.B. Sturmhauben,
• außerhalb seiner Wohnung Materialien, die zur Fesselung geeignet seien, mit sich zu führen, wie z.B. Handschellen, Kabel, Kabelbinder, breiteres Klebeband, Spanngurte, sofern die Materialien nicht notwendiger Bestandteil getragener Kleidung (wie z.B. Schnürsenkel) oder wesentlicher Bestandteil von mitzuführenden Gegenständen (wie z.B. Mullbinden in Verbandkästen) seien.

Von den erlassenen Verboten seien lediglich vom Gericht im Voraus genehmigte Gegenstände oder Gegenstände, die der Verurteilte nach gesetzlichen Vorschriften mitzuführen habe, ausgenommen.

Möthrath riet, in allen strafrechtlich relevanten Fällen sowie als Opfer von Gewalttaten so früh wie möglich rechtlichen Rat in Anspruch zu nehmen, wobei er dabei u. a. auch auf die Anwälte und Anwältinnen in dem VdSRV-Verband deutscher StrafrechtsAnwälte und Strafverteidiger e. V. – www.strafrechtsverband.de – verwies.

 

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Jürgen Möthrath
Rechtsanwalt/Fachanwalt für Strafrecht
Präsident des VdSRV Verband deutscher StrafrechtsAnwälte
und Strafverteidiger e. V.
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Tel.: 06241 – 938 000
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